von Stefan Gasteiger

Sonntag, 16. September 2018, ein stark bewölkter Tag: Frühmorgens um drei Uhr bin ich mit meinem Schwager Freddy Marcher, ebenfalls ein Strahler und „Stoanesüicha“, aufgebrochen ins Schwarzbachtal, einem der nordwärts gerichteten Seitentäler des Südtiroler Ahrntales. Schließlich geht es auch mit dem Drahtesel nicht mehr weiter; zu Fuß steigen wir weiter auf, in Richtung Schwarzenstein-Hütte. Erst nach insgesamt vier Stunden haben wir unser Ziel in rund 2900 m Höhe unter dem Gletscher erreicht. Der Wind bläst, der Nebel ist so dicht, dass man kaum etwas erkennt und es herrscht eine Eiseskälte.
Trotzdem halten wir die Augen offen, Meter für Meter, auf der Suche nach den alpinen Schätzen der Natur. Nach langer Zeit werden wir, in einer Zone mit dunklen Hornblendeschiefern, endlich fündig. Ich habe eine unscheinbare querlaufende, steilstehende Quarzader im Visier und fange an, sie zu bearbeiten.
Mit Hammer und Meißel spitze ich mühsam den Quarz weg – und am Ende der Ader öffnet sich ein kleiner Hohlraum mit Chloritsand. Vorsichtig stochere ich mit einem Haken herum, bis er auf etwas Festes stößt – und ich traue meinen Augen nicht. Weil ich mir wegen der nun ans Tageslicht gezogenen Kristallgruppe nicht sicher bin, rufe ich gleich meinen erfahrenen Kollegen hinzu – und der staunt auch: Tatsächlich ist es, wie anfangs vermutet, eine gelbliche Scheelit-Pyramide, aufgewachsen auf einer wunderschönen Titanit-Kristallgruppe von 3,6 cm Größe. Sie besteht aus gelblichgrünen, teilweise leicht chloritisierten, keilförmigen Tafeln, wie sie für Sphen typisch sind. Meine Freude ist riesengroß!
Später am Abend kommen alle „Ahrntoula „Stoanesüicha“ zusammen, um das Stück zu bewundern. Und wie es im „Toul“ so Brauch ist, muß der Fund ausgiebig gefeiert werden …